In großer Entschiedenheit,
Scheinbarer Objektivität
Und wichtiger „Aufklärung“
Sind sich alle einig
Wer der Böse und wer der Gute ist.
Der Andere,
der Fremde,
der Barbar,
der Konkurrent,
der Feind,
der Ketzer* oder –
der Ungläubige, Ungleiche, Unbeherrschbare, Unzivilisierte, Unliebsame, Böse.
Feindbild gegen Feindbild
In jeweiliger Färbung
„Jedem das Seine“
In chaotischen Zeiten
mit Lüge, Täuschung und Manipulation.
Woran erkennt man es – dieses Feindbild?
Es beginnt mit erfundenen Geschichten.
Es folgt eine vorgegebene Moral,
Ein Überschwang an Einsatzbereitschaft,
Die Gewaltbereitschaft in Euphorie für das Gute,
Und schließlich die Bereitschaft zum Töten,
Wobei der Zweck die Mittel heiligt.
In vermeintlicher Freiheit,
In Angst vor dem „Bösen“
Schließen sich die Menschen an:
An die Sicherheit des „Guten“
An den Schein des „Guten“
Mit gelernten Worten
aber ohne Ich.
* 3 Monate nach Beginn des ersten Weltkrieges sprach Rudolf Steiner darüber, wie man entsprechend der nationalen Gestimmtheit eines Volkes seinerzeit die Menschen vom Krieg überzeugen könne, indem der andere für den Italiener der Fremde, für den Franzosen der Barbar, für den Briten der Konkurrent, für den Deutschen der Feind und für den Russen¹ der Ketzer sei. (Dabei unterschied er allerdings Individuum und Volksprägung.)
¹ Man bedenke: Das war die Zeit vor dem Bolschewismus und späteren pol. Sozialismus in Russland. Gemeint ist wohl die Begründung eines Krieges mit dem Feindbild des „Ungläubigen“ oder „religiösen Verräters“, die den Menschen da erreicht, wo er sich kollektiv identifiziert. Dies ist aber nicht besser oder schlechter als der wirtschaftliche Konkurrent, der Barbar, der Feind oder schlichtweg der Fremde, der nicht dem „Wir“ entspricht und Futter für ein Feindbild sein konnte. Heute werden Feindbilder sehr stark über Ängste geprägt: z.B. Terror, welcher sich in vielen Fällen schon als fingiert herausgestellt hat.